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Die Abschlussprüfung für Erzieherinnen und Erzieher – das Autoreninterview

ERZIEHERAUSBILDUNGSOZIALPÄDAGOGIK
16.09.2025
Die Abschlussprüfung für Erzieherinnen und Erzieher – das Autoreninterview

Für sein neues Werk „Die Abschlussprüfung für Erzieherinnen und Erzieher“ schöpft Autor Wolfgang Dohrmann aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz: Als Lehrer an einer Berliner Fachschule hat er über Jahrzehnte Studierende bis zu ihrem Abschluss begleitet und seine Erfahrungen bereits in vielen (Web-)Seminaren und Veröffentlichungen mit Lehrenden und Lernenden geteilt. Warum es Zeit für ein neues Buch ist, wie sich die Ausbildung verändert hat und welche Rolle die KI dabei spielt, erzählt er in diesem Interview. 

Herr Dohrmann, Sie haben ein neues Buch mit dem etwas umständlichen Titel „Die Abschlussprüfung für Erzieherinnen und Erzieher. Praktika, Klausuren und die Künstliche Intelligenz. Ein Ratgeber für Lernende geschrieben.“ Weshalb?
Nun, das Vorgängerbuch „Die Facharbeit für Erzieherinnen und Erzieher“ war etwas in die Jahre gekommen. Es hat großen Anklang gefunden, bei Studierenden und bei den Fachschulen, es wurde in viele Schulbibliotheken eingestellt. Aber in zehn Jahren ändert sich auch vieles in der Ausbildung. Und das ist ja auch gut so. Das heißt, dass die Ausbildung sich verändert, anpasst, erneuert.

Wo denn zum Beispiel?
Da fallen mir insbesondere drei Bereiche ein: Die Aufgabenstellungen der Abschlussprüfungen sind keine Erörterungen mehr, sondern fast durchgängig „Berufliche Handlungssituationen“, die bearbeitet werden müssen. Punkt zwei sind die Ausbildungsstrukturen: Die dreijährige Vollzeitausbildung hat mächtig Konkurrenz bekommen: durch Teilzeitausbildungen, 2+2- Ausbildungen, PiA, berufsbegleitende Modelle etc. Auch das ist gut, denn dadurch werden unterschiedliche Lebensläufe bei den Bewerberinnen und Bewerbern berücksichtigt. Und der dritte Aspekt, der sicherlich besonders kontrovers ist, ist die Künstliche Intelligenz.

Weshalb ist die so kontrovers?
Alle Vertreterinnen von Fachschulen, mit denen ich gesprochen habe, meinten: Das ist das nächste „große Ding“ in Bezug auf die Facharbeiten. Einige stellten sogar die Facharbeiten überhaupt in Frage. 

Und wird Ihr Buch über Facharbeiten nun überflüssig?
Ich denke nicht, eher im Gegenteil. Es hat ja niemand die Sinnhaftigkeit von Facharbeiten generell in Frage gestellt. Man befürchtet ja nur, dass die Facharbeiten keinen Aussagewert über die Kenntnisse und Kompetenzen der Studierenden mehr haben, wenn es eine so leistungsfähige KI gibt, die es leicht macht, sich die Facharbeit quasi schreiben zu lassen.

Ist die Gefahr denn nicht tatsächlich gegeben?
Nein, das ist sie definitiv nicht. Erstens: Mit Betrugsversuchen bei schriftlichen Hausarbeiten mussten sich Lehrende schon immer herumschlagen. Schon seit es Wikipedia gibt, und „copy and paste“ gebräuchlich war. Aber unsere Aufgabe als Lehrende in sozialpädagogischen Ausbildungseinrichtungen ist ja nicht, digitale Detektivarbeit zu betreiben, sondern pädagogische Antworten auf neue Situationen zu finden. Das habe ich in dem Buch diskutiert und auch einige Denkanstöße gegeben!

Für welche Zielgruppe haben Sie das Buch denn geschrieben?
Ich hatte Studierende etwa in der Mitte ihrer Ausbildung im Sinn. Sie haben gelernt, wie der Hase läuft in der Ausbildung, haben Erfahrungen in der Praxis und mit Beobachtungen gemacht, überlegen sich vielleicht schon ihre weiteren Interessen, und denken jetzt so langsam an den Abschluss ihrer Ausbildung – was kommt da überhaupt auf sie zu? Man hört ja so unterschiedliche Sachen, von älteren Praktikerinnen und Praktikern und deren Ausbildung, von anderen Schulen, und vieles versteht man ja auch gar nicht: Was heißt „wissenschaftliche Methodik“? Was ist eine „Handlungssituation“? Und ein „Kolloquium“? 

Und das wollen Sie alles erklären?
„Erklären“ ist vielleicht das falsche Wort. Erklären klingt so nach: Ich weiß es, und du musst es noch lernen. Beim Lernen ist jeder und jede auf sich allein gestellt. Jeder Mensch lernt anders. Ich versuche, wie jeder gute Lehrer, die Studierenden zu beraten, ihnen zur Seite zu stehen, sie zu unterstützen. Das ist nicht leicht bei so unterschiedlichen Personen. Aber auch jeden Fall darf ich ihnen nichts vorschreiben oder sie mit Faktenwissen abfüttern.

Haben Sie eine geheime Methode?
Klar. Ich stelle mir beim Schreiben vor, die Leserinnen und Leser sitzen mir gegenüber. Und während ich schreibe, und sie mitlesen, nicken sie mal mit dem Kopf, oder sie ziehen die Augenbrauen zusammen, oder rollen mit den Augen. Dann muss ich etwas ändern!

Würden Sie gerne noch etwas ergänzen?
Ja, gerne! Ich habe in Gesprächen mit Studierenden erfahren, dass manche von ihnen vor Examensklausuren, Kolloquien oder mündlichen Prüfungen eine diffuse Prüfungsangst verspüren, die sich weniger darauf bezieht, dass sie Angst haben zu versagen, als vielmehr darauf, dass sie vor der ungewohnten, neuen Situation aufgeregt sind. Ich würde das eher mit Lampenfieber vergleichen: Auch die junge Schauspielerin, die ihre Rolle gut gelernt hat, kennt diese Aufregung vor der Premiere vor dem großen Publikum. In beiden Fällen – Studierende und Schauspielerin – wird Adrenalin ausgeschüttet, welches dafür sorgt, dass unsere Konzentrationsfähigkeit zunimmt. Das nennt man „positiven Stress“, der ist normal und nützlich. Wenn der jedoch zu groß wird und in Angst umschlägt, wird es bedenklich. Und dem versuche ich, mit meinem Buch vorzubeugen: Habt Respekt vor den Anforderungen, die an Euch gestellt werden, aber keine Angst vor dem Unbekannten, denn Ihr seid gut vorbereitet!

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